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Wie mich ein kleiner Racker beinahe davon abgehalten hätte, pünktlich bei Angela Merkel zu sein.

 

Diese Begebenheit ist schon länger her. Keineswegs so aktuell wie der Auftritt der Bundeskanzlerin am Freitag. Hier geht es nicht um Edward Snowden, Prism oder Datenklau. Aber: Auch hier geht es, um den Schutz der Privatsphäre und darum, wie einer dem anderen die Taschen voll haut.

Sunny

Unser Streifenhörnchen. Es hat einst auf liebevoll gebieterische Weise das Familienleben verändert: Steckdosen bekamen Kindersicherungen, Plastiksachen wurden entfernt, Vasen auf den Kopf gestellt, das Rauchen eingestellt. Unser kleiner Scharfzahn hat so manches wichtiges Dokument von uns angefressen. Wir mussten ihn einfach lieben!

Stripy brachte uns auf Zack. Und er war selbst  ein enormer Artist, der uns  täglich mit seinen Aktionen amüsierte.
Doch als er eines Abends gerade sehr aktiv war, hielt er uns in Atem: Er wurde irgendwie größenwahnsinnig, kletterte plötzlich seinem hohen Käfig unters Dach und richtete sich auf, als wollte es eine Rede ans Volk halten. Dann sauste er zwei Meter nach unten, fiel auf den Rücken - und konnte seine Hinterbeine nicht mehr bewegen. Ein Drama.

Wir suchten den Tierärztlichen Notdienst auf, fuhren sofort hin und sahen im Wartezimmer viele verweinte Gesichter. So viel Leid in der Nacht. Sofort schluchzten wir auch. Wer um diese Uhrzeit hier sitzt, rechnet mit dem Schlimmsten. Mitunter ist diese Form der Ersten Hilfe auch die letzte Hilfe.

Doch der Tierarzt war grandios, er behandelte unser Hörnchen mit Antibiotika, legte eine Akte an („Patient wiegt 86 Gramm“) und verschrieb Reha-Maßnahmen. Von da an trainierten wir ihn regelmäßig bei der Physiotherapie in der Torstraße. Eine Physiotherapie, mit der die Hinterbeine gestärkt werden sollten. Eine Physiotherapie, für die ich meine Früh- und Spätdienste mit eingeweihten Kollegen tauschte, weil Termine knapp waren. Eine Physiotherapie, die wirklich half.
Nach ein paar Wochen konnte unser Liebling tatsächlich wieder laufen. Was für ein  Glück!

Der Kleine bedeutete uns viel. Sehr viel. Wie viel, das zeigte sich, als ich mal  zu einem honorigen Abendessen  eingeladen wurde.
Nachmittags rief mich noch meine Tochter an:
„Bevor Du essen gehst, musst Du auch an andere denken.
Streifenhörnchenfutter ist alle!“
„Ich bitte dich, das Hörnchen wiegt 86 Gramm. Irgendwas wird doch da sein.  Es haut sich doch immer die Backentaschen voll und versteckt alles.“
„Nein, das reicht nicht.“
„Aber ich kann wirklich nicht. Ich treffe mich heute mit Angela Merkel. Das ist nicht alltäglich. Außerdem sind wir da nur  zu sechst. Wenn man da fehlt, fällt es schon auf.“
„Und ich hab nachher Ballett! Ich kann erst recht nicht!“
Tja. Training war eben sehr wichtig.

Und so geriet ich wegen 86  Gramm (!) in eine Krise:

Was tun?

Mit einem Kilo knackiger Premium-Chips  kam ich schließlich bei dem Treffen mit Angela Merkel an. Gerade noch rechtzeitig.
Zum Glück gab’s damals keine Taschenkontrolle.