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Das Ende der Beziehung kommt per Post. Uwe teilt seiner Ex mit, welche Dinge noch geklärt werden müssen: Miete, Schlüssel, stornierter Urlaub.

 

Liebe SabineDer Brief klingt wie eine formelle Abmahnung. Doch dem Schreiben liegt noch etwas bei: das Gerät, auf das der Brief diktiert wurde. Uwes Sekretärin dachte, diese vollständige Aufnahme könnte die Empfängerin interessieren. Und tatsächlich.

Zu hören ist, wie Uwe mit seinen Gedanken hadert. Was waren die letzten acht Jahre? Liebe? Oder einfach Doofheit? Illusion? Oder ein Umerziehungslager? Am Ende störte es, wie der andere sein Glas hielt, wie er saß oder lachte. Man hat sich nur noch gegenseitig vorgeführt. Aber vieles blieb ungesagt. Nun rechnet Uwe ab.

Er ist verletzend und verletzt. Sabine hört aufmerksam zu und wundert sich: Wie gut kannte sie den Mann an ihrer Seite?

Keine Frage, Uwe ist ein Spießer, nicht sympathisch, aber aufrichtig. Er nennt die Dinge beim Namen, etwa Sabines "gehobenen studentischen Lifestyle" und seine gleichbleibende Unattraktivität. Ihre Beziehung - Sex kam vor, Kinder nicht - war vor allem eine Misere der kleinbürgerlichen Besitzwünsche.

Jan Weiler lässt hier etwas "total tolles" scheitern. Doch toll ist an diesem Hörspiel eigentlich nur die ideenreiche Inszenierung. Alles andere ist traurig. Zu recht spricht Weiler von einer "Beziehung" und nicht von "Liebe". Denn hier wird zu viel gedacht und zu wenig gefühlt. Das gemeinsame Leben wirkt klinisch, wie am Reißbrett entworfen. Kein Wunder, dass es nach acht Jahren auf nur eine einzige Kassette passt.

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Jan Weiler
Liebe Sabine
Hörspiel mit Jan Weiler,
Annette Frier und Sandra Limoncini.
Hörverlag, München 2007.
1 CD, 78 Min., 14,95 Euro.